
Wohnort und Gastfamilie
Nachwuchs in der Familie (20.04.)

Meine Gastmutter hat ihr Kind bekommen! Als ungefährer Geburtstermin war der 09.04. geplant, doch mein neuer kleiner Gastbruder hatte keine Lust herauszukommen. Was mir ganz gut gepasst hat, da ich bis zum 17. noch unterwegs war und natürlich gerne alles miterleben und meine Gastmutter unterstützen wollte. Für meine Gastmutter wiederum hätte er gerne schneller das Tageslicht erblicken können (die ist natürlich müde von der Schwangerschaft gewesen). Doch dann war es endlich soweit, erst die Wehen, dann ab ins Krankenhaus und 4h später war der Kleine da. Beide haben die Geburt gut überstanden und sind gesund. Nach meinem Gastvater war ich die zweite Person die meine Gastmutter angerufen hat und sie hat Josi und mich gefragt, ob wir nicht in das Krankenhaus kommen wollen - natürlich wollten wir!(ich war komplett am strahlen und gerührt) Mein Gastvater durfte leider nicht in den Geburtsraum, sondern nur Frauen ist der Zutritt erlaubt - um so besser dass wir dabei waren. Der Kleine ist super süß und ein ganz schöner Brocken. Am Ende dieser wundervollen Nachricht möchte ich aber einmal eine der zwei Hauptperson dieses Blogeintrages zur Sprache bringen die meinen größten Respekt genießt: meine Gastmutter. Sie hat gerade ein riesiges Baby aus sich herausgepresst und zwar innerhalb von 4 h, zudem hat sie hochschwanger noch alle möglichen Aufgaben im Haushalt übernommen und war dabei noch gut drauf. Abgesehen von all dem ist sie der Hauptgrund warum ich mich seit meiner Ankunft super wohl hier fühle. Eine super starke und herzliche Frau.
Pete:
Für das Jahr über bin ich in einer Gastfamilie untergebracht. Meine Gastfamilie wohnt in Pete auf Zanzibar. Das ist ein kleines langgezogenes 2.000 Einwohner Dorf. Das Dorf ist super nett, mit vielen Palmen und Fruchtbäumen. Es hat sowohl einen Nationalpark mit Affen, sowie einen Schmetterlingspark ganz in der Nähe. Auch die Menschen hier sind sehr offen und herzlich. Gerade die Kinder freuen sich Zeit mit meiner Mitfreiwilligen und mir zu verbringen und geben sich große Mühe uns alles zu zeigen und uns Kiswahili beizubringen.
Wohnort:
In dem Haus meiner Gastfamilie besitze ich ein eigenes sehr geräumiges Zimmer mit eigenem Bad. Alles ist nicht so luxuriös ausgestattet wie in Deutschland, doch mir fehlt es an nichts. Großes Bett, Schreibtisch mit Stuhl, Klopapier (bzw. Servietten, Klopapier gab es im Dorf nicht), meistens fließendes Wasser und eine abschließbare Tür machen mein Glück komplett. Auch das Haus hat ein Wohnzimmer in dem wir uns aufhalten und essen und einen abgeschlossenen Hinterhof. Dort verbringe ich gerne meine Zeit und helfe beim Kochen, unterhalte mich mit Familienmitgliedern oder diversen Nachbarn, wasche meine Wäsche, spiele mit den Kindern und nutze den Raum für mich.
Offenes Haus & Gastfreundschaft:
Das Haus ist wie in Tanzania üblich immer für alle offen. So herrscht über den Tag ein reges Kommen und Gehen. Viele Freunde und Nachbarn kommen nach Lust und Laune rein, quatschen kurz (oder länger) und gehen wieder. Zudem wird hier alles geteilt. Hat mal jemand nicht genug Essen und hier wurde gerade gekocht, kann die Person gerne mit essen. Aber nicht nur Essen sondern auch Wasser, einen ruhigen Platz, verschiedene Haushaltssachen... vieles wird geteilt. Auch wenn ich manchmal froh über den Rückzugsort meines Zimmers bin, ergibt das eine sehr angenehme und herzliche Atmosphäre So würde ich selbst wenn ich im Haus bleiben würde, verschiedenste Menschen begegnen.
Gastfamilie:
Meine Gastfamilie besteht aus 5 Mitgliedern: meine Gastmutter und Gastvater, die Cousine meines Gastvaters und zwei Kindern ein Mädchen (6) und ein Junge (2). Alle sind sehr nett. Der Gastvater kann zwar gut englisch sprechen, aber muss viel arbeiten. Sorgt sich aber sehr für mein Wohlergehen. Durch langen Arbeitszeiten verbringe ich viel Zeit mit der Mutter und der Cousine des Vaters, welche beide kein Englisch sprechen. Beide geben ihr bestes mich mit einzubinden und ich fühle mich immer bei ihnen willkommen. Zudem versuchen sie mir Kiswahili beizubringen, sind auch nicht genervt wenn ich Wörter auch nach 20 Wiederholungen vergesse und ertragen meine Kiswahili Versuche dessen Bedeutung sie geduldig entziffern. Die beiden Kinder waren am Anfang schüchtern, doch während der Junge kaum merkbar auftaucht und mich die meißte Zeit trotz Kommunikationsversuche meinerseits wortlos anstarrt, verstehe ich mich mit dem Mädchen sehr gut. Wir verbringen gerne Zeit zusammen und unternehmen viele Sachen.

Update Familie: (20.09.)
Ich darf eine tolle Neuigkeit verkünden: mein kleiner Gastbruder Rida (2) öffnet sich mir gegenüber langsam. Hintergrundstory: die ersten 2 Wochen wurde ich nur angestarrt. Das ist nicht übertrieben, jeder der ihn kennt, kennt auch sein Pokerface (gefühlloser Blick, der bei ihm trotzdem süß aussieht). Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe, hat er mich einfach so angestarrt oder ist weggelaufen. Das kann ich ihm nicht verübeln. Seine Gedanken sehen wahrscheinlich ungefähr so aus: "Was macht dieses große, weiße, fremde Mädchen in meinem Zuhause und quatscht mich mit ihrem kaum verständlichem Kiswahili an?!" Mit seinen zwei Jahren eine durchaus überfordernde Situation. Kurz gesagt: wir haben Fußball gespielt und seit dem spielt er sogar manchmal mit mir und wenn ich super Glück habe versucht er sogar mit mir zu sprechen. Yeah!
Katzen:
Meine Gastfamilie hat eine Straßenkatze bei sich aufgenommen. Diese hat 6 Kinder bekommen. Nun tapsen, kullern, kuscheln und flitzen hier 6 kleine Babykatzen im Haus und im Hof herum. Beim Kochen oder Unterhalten im Hof, kuscheln sie sich an die Füße oder toben zwischen allen Menschen entlang. Die sind wirklich alle sehr sehr niedlich. Alle in den unterschiedlichsten Schattierungen und Farben mit grünen oder kristallblauen Augen. Und neben heimlich Fütteraktionen von meinem Teller sitze ich auch einfach gerne draußen und beobachte die Katzen beim Katzensein.

Update Katzen (05.10.)
Die Katzen wachsen und wachsen. Der Tatsache, dass nicht alle für immer bei uns leben können, war mir durchaus bewusst auch wenn ich ihr nicht gerne ins Auge geblickt habe. Doch dennoch wurde ich sentimental, als ich mich nach längerem Fernbleiben der Katzen nach ihnen erkundigt habe. Ich erfuhr, dass Menschen kamen und die Katze, die sie mochten, mitgenommen haben. Nach unten guckend, sah ich mitleidig in die Augen der einzigen zurückgebliebenen Katze (Mutterkatze ausgenommen). Doch als ich 2 Tage später morgens rausging, knabberten auf einmal 2 "Babykatzen" an meiner Hose und als ich am Abend wieder zurück kam tobten 3 kleine Katzen um meine Beine. Ob die jeweilige Katze einfach mal eine Auszeit von ihren Geschwistern brauchten oder ihre neuen menschlichen Mitbewohner schon nach 2 Tagen keine Lust mehr auf sie hatten, ist bis heute ungeklärt und ich befürchte mein Kiswahili Kenntnisse werden eine Klärung auch in den nächsten Wochen unmöglich machen.